Wie die Digitalisierung Arbeit und Freizeit neu ordnet
Die Digitalisierung verändert nicht nur Geschäftsmodelle, sondern auch die Art, wie wir arbeiten: Arbeitnehmer können viele Bürojobs von jedem Ort der Welt aus erledigen - vorausgesetzt, sie verfügen über einen Laptop und eine stabile Internetverbindung. Die Rede ist auch vom Konzept der New Work bzw. Arbeiten 4.0.
Mit den flexiblen Arbeitszeiten geht ein Wandel der Unternehmenskultur einher: Die klassische hierarchische Struktur weicht zunehmend flachen Hierarchien, in denen Mitarbeiter mehr Verantwortung übernehmen und in Projektteams koordiniert sind. Statt auf direkte Kontrolle (“Command and Control”) setzen inzwischen viele Vorgesetzte auf ergebnisorientierte Steuerungsformen (“Management by Objectives”). Dabei messen sie ihre Mitarbeiter an den gelieferten Arbeitsergebnissen und weniger am Zeitaufwand. Beispielhaft für die neue Arbeitskultur sind große Unternehmen in den USA: Microsoft hat beispielsweise bereits 1998 die festen Arbeitszeiten für seine Mitarbeiter abgeschafft. Mittlerweile hat der Konzern sogar die Anwesenheitspflicht im Büro gekippt. Die Mitarbeiter von Netflix dürfen wiederum so oft und lange Urlaub nehmen, wie sie möchten - ohne dabei administrative Umwege gehen zu müssen.
Diese Beispiele verdeutlichen: Neue, flexiblere Arbeitsstrukturen bringen für Mitarbeiter viele Vorteile mit sich, da es ihnen ermöglicht, ihr Arbeitsleben mehr an ihre individuellen Bedürfnisse anzupassen Gleichzeitig besteht aber die Gefahr, dass sie immer weniger zwischen Arbeit und Beruflichem trennen und nicht mehr abschalten können. Nach Feierabend die E-Mails zu checken und auch im Urlaub erreichbar zu sein, ist keine Seltenheit mehr.
Flexiblere Arbeitsbedingungen - erhöhtes Stresslevel?
Diese ständige Erreichbarkeit führt bei Arbeitnehmern zum Teil dazu, dass sie sich keine oder nur unzureichende Pausen gönnen. Eine Studie der Bertelsmann Stiftung aus dem Jahr 2015 zeigt, dass selbstgefährdendes Verhalten bei Arbeitnehmern recht verbreitet ist. Befragt wurden 467 Erwerbstätige im Alter von 19 bis 64 Jahren in Deutschland. 22 Prozent von ihnen gaben an, in den vergangenen drei Monaten oft oder sogar sehr oft die Pausen durchgearbeitet zu haben. Elf Prozent haben zusätzlich in ihrer Freizeit gearbeitet - zum Beispiel nach Feierabend, am Wochenende oder im Urlaub. Die Ergebnisse zeigen auch, dass mehr als die Hälfte der Befragten oft oder gelegentlich bis an die Grenzen der eigenen Leistungsfähigkeiten gearbeitet haben.
Auch wenn die Studie nur exemplarische Einblicke in das veränderte Verhältnis von Arbeit und anderen Lebensbereichen gibt, sind die festgestellten Ergebnisse auch vor dem Hintergrund arbeitsrechtlicher Bestimmungen kritisch zu betrachten. Das aktuelle Arbeitsschutzgesetz sieht eine regelmäßige Wochenarbeitszeit von 48 Stunden vor - Ausnahmen oder temporäre Erhöhungen sind erlaubt. Die zusätzliche Arbeit in Zeiten, die eigentlich für Pausen und Erholung gedacht sind,gefährdet Arbeitnehmer vor allem dann, wenn sie ihre eigenen Grenzen nicht mehr kennen und z. B. aus Ehrgeiz Überstunden anhäufen. Eine zu hohe Arbeitsbelastung der Mitarbeiter ist jedoch auch für Unternehmen problematisch, da ein erhöhtes Stresslevel und fehlende Ruhepausen die Leistungsfähigkeit von Mitarbeitern beeinflussen. Ein unausgeglichenes Verhältnis von Arbeit und Freizeit wirkt sich somit auch direkt auf die Unternehmens-Performance aus. : Dies zeigt z. B. auch eine eineStudie der University of California, die herausgefunden hat, dass Schlafmangel die Gefahr von Gedächtnisstörungen erhöht
Fazit: Lange Arbeitszeiten sowie fehlende Pausen werden damit zum Gesundheitsrisiko für den einzelnen Arbeitnehmer und beeinträchtigen die Effizienz von Arbeitnehmern und somit insgesamt betrachtet den Erfolg des Unternehmens.
Endlich abschalten! So schaffen Sie Ihren Mitarbeitern Freiräume
Unternehmen haben daher ein eigenes Interesse daran, dass sich ihre Mitarbeiter nicht überlasten und ein gutes Verhältnis von Privat- und Berufsleben finden (Work-Life-Balance). Sie möchten schließlich nicht, dass die Angestellten immer ineffizienter arbeiten und schlussendlich komplett ausfallen. Einige Firmen gehen daher einen ganz neuen Weg und führen verkürzte Arbeitszeiten bei vollem Lohnausgleich ein. Ein Unternehmen aus Neuseeland sorgte beispielsweise für Schlagzeilen, weil es nach einer achtwöchigen Probephase die Vier-Tage-Woche eingeführt hat. Digital Enabler, eine Agentur aus Bielefeld, hat dieses Modell ebenfalls in die Praxis umgesetzt. Geschäftsführer Lasse Rheingans gibt in einem Interview interessante Insights über das neue Arbeitszeitmodell in seinem Unternehmen. Die Geschäftsführung stellte in der experimentellen Phase nämlich fest, dass die Produktivität unverändert blieb. Gleichzeitig hatten nach dem Test 78 Prozent der Angestellten das Gefühl, dass sie in ihrem Leben eine gute Work-Life-Balance gefunden hätten. Vor dem Test sagten das nur 64 Prozent über sich. Andere Unternehmen sperren außerhalb der Arbeitszeiten den E-Mail-Server, damit Mitarbeiter ihre Nachrichten nicht mehr lesen, oder lassen E-Mails im Urlaub löschen.
Einen derart radikalen Schritt können gerade kleine Unternehmen nicht immer gehen. Trotzdem lohnt es sich, nach Entlastungsmöglichkeiten für die eigenen Mitarbeiter zu suchen. Ein erster Schritt in Richtung Work-Life-Balance kann es sein, dass sich Vorgesetzte und Mitarbeiter regelmäßig zu realistischen Zielvereinbarungsgesprächen zusammensetzen. Dabei vereinbaren sie gemeinsame Ziele für die kommenden Wochen und Monate. Wichtig: Der Mitarbeiter sollte diese in seiner vertraglich vereinbarten Arbeitszeit bewältigen können.
Eine weitere Möglichkeit ist es, regelmäßige Feedback-Prozesse zu etablieren. Dabei berichten Mitarbeiter, wie ihr aktuelles Arbeitspensum aussieht. Wenn sich dabei herausstellt, dass sie regelmäßig zu lange arbeiten müssen und sich überlastet fühlen, sollte das Arbeitsvolumen verringert werden.
Neben einer Reduktion der Arbeitszeit sollten Sie als Unternehmen auch dafür sorgen, dass Ihre Angestellten einen positiven Ausgleich zur Arbeit finden: Gerade Menschen mit Bürojobs sollten darauf achten, dass sie sich regelmäßig bewegen und ihre Fitness stärken. Hier sind Sie als Unternehmen gefragt: Bieten Sie beispielsweise Bürosport oder Fitnesskurse für Ihre Angestellten an. Auf diese Weise verringern Sie das Gesundheitsrisiko Ihrer Mitarbeiter und stärken gleichzeitig das Gemeinschaftsgefühl Ihres Teams.
Der Arbeitsplatz der Zukunft ist insgesamt ein Balanceakt zwischen der Schaffung von individuellen Arbeitsbedingungen und dem Risiko einer Überlastung. Stehen Sie Ihren Angestellten aktiv zur Seite und sorgen Sie dafür, dass Ihr Team eine positive Work-Life-Balance hat. Auf diese Weise verbessern Sie die Effizienz des Unternehmens und liefern gleichzeitig gute Argumente in der Personalrekrutierung.
CEO/Vorstand
Sven ZuschlagDigitaler Vordenker und Vorstand der smapOne AG. Verantwortlich für Unternehmensstrategie, Märkte und Mitarbeiter. Macher und Brückenbauer innerhalb der digitalen Welt. Bis 2014 leitete er den Solution-Partner-Channel bei Microsoft. Als studierter Diplom-Betriebswirt mit über 21 Jahren Berufserfahrung in verschiedenen Unternehmen und Rollen kennt er die Trends und die Anforderungen von Unternehmen an moderne IT genau.
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