Am von Sven Zuschlag in Branchenwissen 4.0

Transportlogistik 4.0: Digitalisierung auf der Überholspur

Auf dem Bild erkennt man einen Autoverkehr auf der Autobahn, die Autos senden elektronische Signale und kommunizieren digital miteinander

Die Zukunft der Industrie ist hochgradig individualisiert: Dank Technologien, wie dem 3D-Druck, können Produkte künftig in geringer Stückzahl nach den individuellen Ansprüchen der Kunden hergestellt werden - bei kurzer Lieferzeit und geringen Stückkosten. Eine Voraussetzung für diese schlanke Lieferkette sind nicht nur Datenautobahnen, sondern auch leistungsfähige physische Transportsysteme. Transportlogistik 4.0 ist hier das Stichwort.

Transportlogistik 4.0 in der Praxis

Lange wurde die Transportbranche von klassischen Speditionsunternehmen bestimmt, die Wertschöpfungsketten und Transporte organisierten. Dieses Berufsbild neigt sich jedoch einem Ende entgegen. Denn in Zeiten der Industrie 4.0 muss auch die Logistik in und zwischen den Wertschöpfungsstufen ein neues Qualitätsniveau erreichen. Sie wird in Zukunft die einzelnen Stufen einer industriellen Wertschöpfungskette noch intelligenter und digitaler vernetzen, als das bislang schon der Fall ist. Die Fraunhofer-Arbeitsgruppe für Supply Chain Services (SCS) definiert Transportlogistik 4.0 als “daten- und vernetzungsbasierte Unterstützung überbetrieblicher Transporte mittels digitaler Technologien zur transparenteren, agileren und effizienteren Steuerung, Organisation, Durchführung und Abwicklung.“

Vier Bereiche sind von der Digitalisierung der Logistik betroffen:

  • Transportmittel eines Unternehmens
  • Prozesse im Transportverlauf
  • Unternehmensinterne Infrastrukturen
  • Unternehmensnetzwerk zu Lieferanten und Kunden

Transportlogistik 4.0 Definition

Als Transportlogistik 4.0 versteht man eine daten- und vernetzungsbasierte Unterstützung überbetrieblicher Transporte. Die Anwendung digitaler Technologien führt zu transparenteren, agileren und effizienteren Prozessen in Steuerung, Organisation, Durchführung und Abwicklung.

Disruption in der Lagerlogistik

Bedeutung digitaler Informationswege in der logistik

Ein Beispiel aus der Containerschifffahrt zeigt, welche Auswirkungen die Digitalisierung in der Logistikbranche haben kann. Früher war es ein beliebtes Geschäftsmodell, Seefrachtraten bei einem Reeder einzukaufen und sie an die Verlader mit 10% Aufschlag oder mehr zu verkaufen.

Heute entwickelt sich die Branche hin zu Lösungen, die Kunden transparente Preise für Seefrachten in Echtzeit ermöglichen. So bieten einige Start-ups inzwischen Plattformen an, auf denen Unternehmen mit wenigen Mausklicks Seefrachten buchen können.

Ihre Ware können sie dank modernster Technologie selbstverständlich auf ihrer Reise bis zum Kunden verfolgen. Wenn sich die Lieferung beispielsweise verzögert, weil das Frachtschiff aufgrund starker Regenfälle in Asien eine neue Route wählen muss, wird der Empfänger rechtzeitig darüber informiert. Dies ermöglicht eine schnelle Anpassung der Produktion auf der Gegenseite.

Disruption = Störung, Unterbrechung.

Das Transportwesen ist auf dem physischen Weg von Ausfällen und anderen negativen Einflüssen stark betroffen. Ein zeitlicher oder auch quantitativer Verlust wird dank digitaler Autobahnen in Echtzeit kommuniziert, sodass die Empfängerseite prompt reagieren kann.

Status Quo der Transportindustrie 4.0

Die Branche ist in der digitalen Transformation

Eine Umfrage im Auftrag der Münchner Messe transport logistic unter 2.680 Fach- und Führungskräften (Februar 2019) aus dem Transportwesen zeigt, dass das Interesse an der Digitalisierung der Logistikbranche groß ist und in den letzten Jahren Investitionen getätigt wurden. Der überwiegende Teil (60 Prozent) investiert bereits in innovative Technologien wie IoT, Telematik, Robotics und alternative Antriebe. Gleichzeitig trauen sich aber nur wenige Unternehmen eine Pionierrolle in diesem Bereich zu. Nur 11 Prozent geben an, eine solche inne zu haben.

transportlogistik 4.0 umfrage

 

Nunmehr 33 Prozent der Befragten gaben an, ihr Unternehmen habe eine digitale Gesamtstrategie für alle Bereiche. Im Jahr zuvor waren dies noch 10 Prozent weniger. Auch in allen weiteren Befragungen lässt sich herauslesen, dass Logistiker in den letzten Monaten digitalisiert haben. 44 Prozent bescheinigten, dass viele Prozesse umgestaltet wurden und auch noch weitere folgen. 64 Prozent der Umfrage-Teilnahmer meinen sogar, ihr Unternehmen investiere genug in die Digitalisierung.

Der interessante Wert von 35 Prozent gibt an, wie viele Logistiker mit Technologie-Start-ups kooperieren. Auch wir von smapOne verzeichnen in den letzten 2 Jahren einen starken Zuwachs an Logistik-Anwendern.

Megatrends in der Transportlogistik

Die Digitalisierung der Logistik kann im Allgemeinen als ein Megatrend der Industrie bezeichnet werden.

  • Wie am Beispiel der Reedereien verdeutlicht, wird die dezentrale Organisation der Logistik in Zukunft von besonderer Bedeutung sein. Netzwerkstrukturen lösen eine stark zentrierte örtliche Verteilung der Prozesse ab. Für die Organisationsweise ergibt sich daraus der Vorteil, dass Transporte wirtschaftlicher abgewickelt werden können.
  • IoT, Big Data, Telematik und KI: Aus den bislang gesammelten Informationen der Transportlogistik können Handlungsempfehlungen abgeleitet werden. Ein Beispiel aus der Gegenwart ist das Anticipatory Shipping des Giganten Amazon: Dort werden die Logistikzentren rechtzeitig beliefert. Als Basis dafür dienen Informationen, die bei vergangenen Bestellungen gesammelt wurden.
  • Autonomes Fahren wird in Zukunft eine große Rolle spielen, da hier Kosteneinsparungen möglich sind. Ein Anwendungsbeispiel findet sich im Platooning. Hierbei handelt es sich um ein System für den Straßenverkehr, bei dem mehrere Fahrzeuge mit Hilfe eines technischen Steuerungssystems in sehr geringem Abstand hintereinander fahren. (Vorteile in der Entlastung der Fahrer und der Verminderung im Kraftstoffverbrauch)
  • Additive Fertigungsverfahren: Dank Technologien, wie dem 3D-Druck, können Ersatzteile künftig näher beim Kunden hergestellt werden. Dadurch verkürzen sich die Transportwege, die gleichzeitig unkomplizierter werden. Anstelle schwerer Ersatzteile muss nur noch Granulat transportiert werden, das für den Druck vonnöten ist.
  • Kooperation "Letzte Meile" & alternative Antriebe: Die City-Logistik wird charaktisiert von verstopften Straßen, Diesel-Ausschlüssen und Klima-Protesten. Gerade für die letzte Meile forschen Unternehmen über E-Mobility, Einsatz von Robotern, Bündelungen von Fahrten und Kooperationsmöglichkeiten mit anderen Akteuren.

Telematik = Kunstwort aus Telekommunikation und Informatik.

Die Telematik ist z.B. in den Kernbereichen Verkehr und Flottenmanagement zu finden. Sie befasst sich mit der Planung, Erfassung, Verarbeitung, Steuerung und Darstellung von Fahrzeugen und deren Inhalten (Personen wie auch Güter).

Digitalisierung Transportlogistik

Potentiale und Handlungsaufforderungen gerade im Mittelstand

Wie in allen Bereichen ist auch die Digitalisierung der Transportlogistik aufwendig und erfordert technisches Know-how. Selbst Giganten wie Amazon klagen über Kostendruck. Aus diesem Grund scheuen viele kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) vor Investitionen in die Digitalisierung zurück und investieren stattdessen in traditionelle Assets wie neue Fahrzeuge oder Lagerhallen. Dieser Weg birgt zwar vermeintlich weniger Risiken, führt aber dazu, dass die Unternehmen auf lange Sicht von der Konkurrenz abgehängt werden. Denn sie überlassen die Wertschöpfung des Rohstoffs Daten anderen und ergreifen daher nicht die Chancen der Digitalisierung.

Wer auf lange Sicht nicht auf der Strecke bleiben möchte, muss daher den Schritt zur Transportlogistik 4.0 wagen und seinen Mitarbeitern ein Mindset vermitteln, das den digitalen Wandel ermöglicht. Wie die Zukunft der Arbeitswelt im Detail aussieht, kann noch niemand sagen. Doch sicher ist: Ohne Transportlogistik 4.0 bleibt die Industrie 4.0 auf der Strecke.

Die Umsetzung schneller Erfolge in der digitalen Transformation

Sven Zuschlag

CEO/Vorstand

Sven Zuschlag

Digitaler Vordenker und Vorstand der smapOne AG. Verantwortlich für Unternehmensstrategie, Märkte und Mitarbeiter. Macher und Brückenbauer innerhalb der digitalen Welt. Bis 2014 leitete er den Solution-Partner-Channel bei Microsoft. Als studierter Diplom-Betriebswirt mit über 21 Jahren Berufserfahrung in verschiedenen Unternehmen und Rollen kennt er die Trends und die Anforderungen von Unternehmen an moderne IT genau.

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