Am von Sven Zuschlag in IT & Innovationsmanagement
Low Code treibt den digitalen Fortschritt in Unternehmen voran [Gartner]
Für die Marktforscher von Gartner sind Low-Code-Plattformen Teil eines Megatrends, der die Digitalisierung von Unternehmen und Behörden spürbar beschleunigt. Während Wirtschaft und Politik noch den Mangel an Software-Entwicklern, Datenanalysten und KI-Experten beklagen, blicken die Gartner-Analysten optimistisch in die nahe Zukunft. Ihre Prognose: Im Jahr 2024 werden zwei Drittel der Software nicht mehr klassisch programmiert, sondern aus vorgefertigten Bausteinen erstellt. Low Code wird zum Standard.
Was ist Low Code?
Low Code bedeutet, Apps weitgehend ohne Programmierkenntnisse zu entwickeln. Grafische Applikationsdesigner und leicht bedienbare Formulargeneratoren machen das Schreiben von Computercode weitgehend überflüssig. IT-Laien und engagierte Nutzer stecken Apps wie in einem Baukasten zusammen. Spezialfälle lassen sich trotzdem noch in klassischem Programmcode umsetzen, z.B. um eine Lösung über eine Programmierschnittstelle (API) in Geschäftsanwendungen zu integrieren.
Eine Idee aus den 1980ern als Killerapplikation für die Gegenwart
Erste Ideen für das Programmieren ohne Programmiersprachen stammen aus den 1980er und 1990er Jahren. Allerdings steckte die digitale Technik damals noch in den Kinderschuhen. So verschwand der großartige Ansatz für Jahrzehnte in der Versenkung. Günstige Rechenleistung, Internet und grafische Nutzeroberflächen bescheren der Idee heute eine Renaissance. 2014 prägten die Marktforscher von Forrester zum ersten Mal die Begriffe „Low Code“ und „No Code“ für diese Art intuitiver Softwareentwicklung.
Problemlösungen aus dem digitalen Lego-Baukasten
Für Experten ist der Low-Code-Trend nur folgerichtig. Denn die Kosten-Nutzen-Rechnung herkömmlicher Individualsoftware ist unbefriedigend. Zu komplex, zu anwenderfern, zu aufwendig in der Entwicklung. Mit agilen Ansätze wie etwa DevOps hat erst ein Viertel der Unternehmen überhaupt nennenswerte Erfahrung gesammelt, wie eine Umfrage des Marktforschungs- und Beratungsunternehmen IDC unter 200 deutschen Unternehmen ergab.
Dabei bestehen Business-Anwendungen aus den immer gleichen Basis-Routinen. Statt jedes Mal das Rad neu zu erfinden, lassen sich diese Funktionsbausteine standardisieren und vorfertigen.
Die Low-Code-Umgebungen von smapOne gleicht von Bedienung und Aussehen einem digitalen Legokasten. Damit können etwa auch Mitarbeiter von Fachabteilungen Apps aus simplen Bausteinen zusammenklicken – ganz ohne Programmierkenntnisse. Auf Knopfdruck erzeugt smapOne daraus fertige Apps für die gängigen Smartphone-Betriebssysteme (Android, iOS, Windows).
Kleine Business-Apps lösen die schöpferische Kettenreaktion aus
Selbstverständlich gibt es auch in Zukunft noch komplexe, unternehmensweit eingesetzte Software-Lösungen wie etwa ERP-Systeme. Aber die Masse digitaler Innovationen findet woanders statt.
Laut Gartner werden 2024 drei Viertel der Low-Code-Apps konkrete Probleme ganz pragmatisch auf Team- und Abteilungsebene lösen. Sie vereinfachen einzelne Abläufe oder automatisieren Teile der Customer Journey.
Es sind also die kleinen Projekte – „non-mission-critical“ –, die zum Motor der Digitalisierung in Organisationen werden.
Pragmatismus siegt über planerischen Perfektionismus
Um Innovation umzusetzen, braucht es einen pragmatischen Anfang. Eine neue Lösung darf einfach und noch improvisiert sein, um dann optimiert und feingeschliffen zu werden. Warum? Weil jeder Beginn Aktivität bedeutet und das Projekt voranbringt.
Dazu brauchen Nutzer Freiheit – und die richtige Technologie. Low-Code-Umgebungen befähigen interessierte Mitarbeiter, als Citizen Developer aus eigener Kraft digitale Innovationen für ihr Unternehmen zu schaffen.
Entscheidend ist: Die Anwender können sich auf den realen Prozess konzentrieren, den sie in ihrem Arbeitsumfeld verbessern wollen. Ihre Idee müssen sie dazu nicht mehr in abstrakte Programmierbefehle übersetzen.
So entstehen mit Low Code sehr schnell einsatzfähige Prototypen, die Anwender ebenso schnell verbessern und ausbauen können. Ob Wartungsprotokoll, Aufnahme in die Kundenkartei, Schadenserfassung oder Servicebericht: Schon in dreißig Minuten gelingt etwas, das sich nach einer Woche rechnet. Ohne Pflichtenheft, Code oder Informatikdiplom.
Kluge Arbeitsteilung vermeidet das Risiko von Schatten-IT
IT-Verantwortliche sehen diese Demokratisierung des digitalen Wandels mit Skepsis: Stichwort Schatten-IT (engl. shadow IT). Mit der richtigen Arbeitsteilung aber behält die interne IT die Kontrolle und stärkt zugleich die Innovationskraft der Mitarbeiter.
Den stabilen Kern der IT-Landschaft bilden die streng kontrollierten Enterprise-Systeme wie ERP, CRM, Produktionssteuerung, Lagerverwaltung etc. Hier haben die IT-Profis das Sagen und gewährleisten den hochverfügbaren und sicheren Betrieb der geschäftskritischen Applikationen.
Um diesen Kern herum entsteht eine neue Schicht flexibel anpassbarer und weniger komplexer Fachanwendungen. Hier sorgen Low-Code-Teams für schnelle, kostengünstige und praxisnahe Umsetzung. Diese Teams rekrutieren sich aus IT-affinen Fachanwendern und Seiteneinsteigern. IT-Kollegen coachen die Projekte und helfen bei komplexeren Anpassungen aus. Angesiedelt sein können die Low-Code-Teams sowohl in Fachabteilungen als auch in der IT. In jedem Fall sind sie technisch und organisatorisch von der Kern-IT getrennt.
So wächst quer zur Aufbau-Organisation die digitale Kompetenz im Haus. Zugleich entlasten Low-Code-Werkzeuge die wenigen IT-Experten, die trotzdem die Kontrolle über Sicherheit und Qualität der geschäftskritischen Infrastruktur im Blick halten.
So finden Unternehmen Digitalpioniere
Mit dieser Aussicht werden Warnungen wie die des Bitkom bald der Vergangenheit angehören: Dem Branchenverband zufolge fehlen heute IT-Fachleute in acht von zehn deutschen Unternehmen. Allein im vorigen Jahr blieben nach einer Umfrage 82.000 IT-Jobs hierzulande unbesetzt. Derzeit sieht die Wirtschaft den Zugang IT-Know-how kritischer als den zu Kapital, so eine Studie der Payment-Plattform Stripe.
Solche Klagen sind ein Erbe der Vergangenheit. Für den digitalen Wandel brauchen wir einen Perspektivwechsel!
Jedes Unternehmen hierzulande kann die Chancen digitaler Technologien nutzen. Potenzielle Pioniere stehen längst auf der Gehaltsliste: Die eigenen Mitarbeiter kennen sich mit der Bürokratie und den umständlichen Abläufen im eigenen Haus am besten aus. Mit Unternehmergeist, smarter Zusammenarbeit und den richtigen Werkzeugen kann der digitale Fortschritt genau hier ansetzen.
Willkommen in der Graswurzel-Digitalisierung.
CEO/Vorstand
Sven ZuschlagDigitaler Vordenker und Vorstand der smapOne AG. Verantwortlich für Unternehmensstrategie, Märkte und Mitarbeiter. Macher und Brückenbauer innerhalb der digitalen Welt. Bis 2014 leitete er den Solution-Partner-Channel bei Microsoft. Als studierter Diplom-Betriebswirt mit über 21 Jahren Berufserfahrung in verschiedenen Unternehmen und Rollen kennt er die Trends und die Anforderungen von Unternehmen an moderne IT genau.
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